Pressemeldung

„Gesundheitsminister Karl Lauterbach weiter im Alleingang unterwegs“ – Sächsischer Apothekerverband ruft zu erneutem Protesttag auf

27. September 2023

Anlässlich seiner heutigen Onlinebotschaft zum Deutschen Apothekertag hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereits gestern seine persönlichen Ideen für eine umfassende Strukturänderung der heutigen Arzneimittelversorgung über eine große deutsche Tageszeitung veröffentlicht.

„Anstatt den seit Monaten angefragten Termin für einen konstruktiven Dialog mit den ausgewiesenen Fachleuten für Arzneimittelversorgung wahrzunehmen, ist der Bundesgesundheitsminister weiter im Alleingang unterwegs“, kritisiert Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbandes.

Die realitätsfernen Ideen des Bundesgesundheitsministers zeigen wieder einmal, dass Lauterbach die mittlerweile dramatische Versorgungslage in Deutschland und auch Sachsen komplett verkennt. Anstatt die Ursachen der Probleme anzugehen, sollen die bewährten und vor allem hoch effizient arbeitenden Strukturen der Arzneimittelversorgung vor Ort erheblich geschwächt werden, und das zulasten unserer Patientinnen und Patienten. Da ein konstruktiver Dialog seitens des Ministers offensichtlich nicht gewollt ist, bleibt uns nur der Protest, um auf die Missstände öffentlich aufmerksam zu machen“, so Dittrich. Deshalb ruft der Vorstand des Sächsischen Apothekerverbandes zum Protest und damit zur ganztägigen Schließung sächsischer Apotheken am 2. Oktober 2023 auf.

Bereits am 14. Juni 2023 hatten bundesweit rund neunzig Prozent der öffentlichen Apotheken für eine Verbesserung der Versorgungssituation protestiert. Ein Netz von Notdienstapotheken blieb dabei für die Patientinnen und Patienten geöffnet. Das wird auch am 2. Oktober der Fall sein. „Das Verständnis für diese doch drastische Maßnahme war seitens der Bevölkerung, aber auch seitens unserer sächsischen Landesregierung sehr groß. Allen ist klar, dass an der Sparschraube Apotheke nicht länger gedreht werden darf, dass es vielmehr dringend einer finanziellen Entlastung bedarf, um die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln weiterhin sicherzustellen. Nur Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will das offensichtlich nicht zur Kenntnis nehmen“, so Dittrich, der selbst eine Apotheke in Großröhrsdorf führt.

Die Apothekenteams arbeiten seit Jahren am Limit, um beispielweise trotz der exorbitanten Arzneimittel-Lieferausfälle die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Und das für ein Gehalt, welches merklich unter dem ihrer Kolleginnen und Kollegen in staatlichen Behörden, Krankenkassen oder der pharmazeutischen Industrie liegt. „Wie wollen Sie da noch junge Menschen für die an sich großartige Arbeit in der öffentlichen Apotheke begeistern?“, fragt Dittrich und fährt fort: „Die Zeiten, in denen es für die Apotheken Planungssicherheit gab, sind lange vorbei. Die jetzige Generation der Apothekeninhaber:innen kämpft mit unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, einer teils widersinnigen Bürokratie und einem seit nunmehr 10 Jahren nicht angepasstem Honorar. Das alles trotz immens gestiegener Kosten und in vielen Fällen ohne finanzielles Polster. Eine Apotheke zu betreiben bzw. zu übernehmen, heißt mittlerweile auch ein sehr hohes persönliches Risiko einzugehen.“

Seit Jahren weist die Apothekerschaft auf die sich verschlechternde Versorgungssituation, vor allem in Bezug auf Arzneimittellieferengpässe, fehlende Fachkräfte oder die wirtschaftliche Schieflage von vielen öffentlichen Apotheken hin. Im „Lieferengpassgesetz“ (ALBVVG) wurden vom Bundesgesundheitsminister nur wenige ihrer Forderungen aufgegriffen und brachten bislang keine merkliche Verbesserung der Gesamtlage.            

Der Sächsische Apothekerverband e. V. vertritt die gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Interessen von knapp 900 Apotheken im Freistaat Sachsen.

 

Pressekontakt: Dr. Kathrin Quellmalz, Tel.: 0341/336 52 44, E-Mail: quellmalz@sav-net.de