Thema des Monats Juni 2016

Die Jahrespflanzen 2016 -

Entdeckungen im Archiv des Sächsischen Apothekenmuseums

Teil VI - Winterlinde

Baum des Jahres 2016 – Tilia Cordata

Sie ist Muse für Dichter und Musiker, sozialer Treffpunkt, Apotheke und Nahrungsquelle für zahlreiche Tiere: die Winterlinde, botanisch Tilia cordata. Wegen ihrer Vielfältigkeit wurde sie nun zum Baum des Jahres 2016 gewählt.
Im Text des NABU zur Wahl der „Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ heißt es weiter: „Seit Jahrhunderten dient die Winterlinde dem Menschen als Apotheke: Lindenblüten werden als Tee und Arzneimittel zum Beispiel bei Erkältungskrankheiten verwendet. Außerdem sind die Blüten wichtige Nahrungsquelle für Bienen, entsprechend beliebt ist der süße Lindenblütenhonig. Der kulinarische Einfluss geht noch weiter. „Zur Linde“ sei der häufigste Gasthausname in Deutschland, bilanziert die Stiftung. Dorflinden, Gerichtslinden, Kirchlinden, Tanzlinden und Hoflinden ebenso wie Sagen und Ortsnamen zeugten von einer jahrhundertelangen vielseitigen Bedeutung.“

Im Kräuterbuch des Jakobus Tabernaemontanus, in der Bibliothek des Sächsischen Apothekenmuseum in einer Ausgabe von 1664 vorhanden, heißt es zur Arzneilichen anwendung der Linde:

Innerlicher Gebrauch
Die Bletter von Lindenbaum in Wein gesotten unnd darvon getruncken/ ist gut wider das Bauchgrimmen/ [treiben den Harn und der Frawen Zeit.]
DODONAEUS schreibet/ dass die Blumen von etlichen hoch gerühmet werden/ wider die Fallendtsucht/ wider den Schlag/ den Schwindel/ und andere Schwachheiten dess Haupts/ so von Kälte jhren Ursprung haben.
D.CAMERARIUS sagt/ dass die Körnlein mit Essig zerstossen/ und in den Nasen gethan/ das Blut gewaltig stillen/ welches sie auch thun sollen/ so man derselbigen viel einschlucket.
Diese Körnlein oder Pilulein zu rechter Zeit gesamblet/ unnd zu Pulver gemacht/ werden gelobet in der Ruhr/ unnd Bauchfüssen.
Lindenholtz zu Kolen gebrandt/ mit Essig wider abgeöschet/ und mit zerstossen Krebsaugen eingeben/ treibt auss das gerunnen Blut denen/ so schwehrlich gefallen sind/ unnd Blutspeyen. Etliche vermischen das gebrandt Blüetwasser mit Kärbelwasser.

Eusserlicher Gebrauch
Die Bletter in Wasser gesotten/ unnd den Mundt darmit aussgespület/ heylen die Blattern im Mundt/ [und den jungen Kindern die Mundtfäule.]
Auff gleiche weiss gesotten/ und ubergelegt/ sollen sie die geschwülst der Füsse hinderschlagen/ und zurück treiben.
Die jnnerste Rinde in Wasser geleget/ gibt einen zähen schleim/ welcher den Brandt uberauss sehr heylet/ wann man jhn daruber streichet.
Diese Rinde mit Essig gesotten/ darmit die Räud/ und böse Geschwür gewaschen/ heylet dieselbige.
Die Rinden zerkäuwet/ unnd auff frische Wunden gestrichen/ hefftet sie zusammen.

Von Lindenblütwasser

Das Wasser aus der Blüet gebrennt/ wird hoch gerühmet wider die Fallende sucht der jungen Kinder: wil man aber diesen Tranck etwas stärcker haben/ soll man ein drittheil Päonienwasser darzu vermischen.
Es wird auch sonst gebraucht wider den Schlag/ den Schwindel und andere kalte Gebresten dess Hirns.
Wen der Schlag getroffen hat/ der nimm Lindenbüetwasser/ Mayenblumenwasser/ unnd schwartz Kirschenwasser/ vermische sie durch einander/ und trincke jederzeit ein Untz darvon.
Diss Wasser getruncken/ ist gut den versehrten Därmen/ von der rohten Ruhr/ wird von etlichen auch für das Bauchgrimmen geben.
Das Wasser von Lindenblüet/ vertilget die Flecken im Angesicht.

Linde_kl.gif

Tilia Europaea (Holländische Linde = Kreuzung zwischen Sommer- und Winterlinde

Die Abbildung entstammt unserer Lithographie-Sammlung "Officineller Pflanzen", um 1825 

weitere Informationen:

https://www.nabu.de/news/2015/10/19659.html

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