Thema des Monats Juli 2015

600 Jahre Apothekengeschichte in 1000 Jahren Leipzig

Teil II - Apotheke zum König Salomo - 1470 

Universitätsprofessoren - Hortus medicus - ein anatomisches Theater

Als Ende des 15. Jahrhunderts, um 1470, die zweite Apotheke, die König Salomo-Apotheke, gegründet wird, ist Leipzigs Wirtschaftskraft stark gestiegen, Kurfürst Friedrich II. verlieh der Stadt 1466 einen dritten Markt, neben der Oster- und Michaelis-Messe nun die Neujahrsmesse. Auch in der Geschichte der Salomo-Apotheke heben sich einige Geschlechter besonders hervor. Das erste halbe Jahrhundert war sie in Besitz der Ratsherren-Familie König. Aus den Berufen und Ämtern der Königs ist abzulesen, dass sie in der Stadt einigen Ein­fluss gehabt haben.

Mit Johannes Dünnwald-Ralla (1509–1560) bzw. seiner Frau, Juliane Lotter, der Schwester des Hieronymus Lotter, beginnt eine neue Familiendynastie. Ralla ist ein fleißiger, vielseitiger Apotheker, der der Salomo-Apotheke einen ausnehmend guten Ruf verschafft. Besonders berühmt ist sein Garten, der von dem Basler Arzt Conrad Gesner als sehr vielseitig und mit seltenen Pflanzen versehen beschrieben wird. Ralla macht sich einen Namen, in dem er seinen Neffen Valerius Cordus fördert, welcher in der Pharmaziegeschichte als Vater der Pharmakopöen gilt. Durch die Verheiratung der Dünnwaldschen Tochter Katharina mit Moritz Steinmetz (1529–1584) verknüpft sich die Familie mit dem Steinmetzschen Geschlecht. Moritz Steinmetz ist Universitätsgelehrter und macht sich mit wissenschaftlichen Schriften einen Namen. Sein Sohn Johann erhält ebenfalls verschiedenen Universitätsprofessuren, ist zweiter Stadtphysikus und versieht in Grimma das Amt des Physikus der Landesfürstenschule. Der Politik der Familie Steinmetz haben die Leipziger Apotheker vor allem ihr erstes Privileg von 1604 zu verdanken. Moritz und Johann Steinmetz waren die ers­ten beiden Direktoren des „Hortus Medicus“ der Universität Leipzig, an dessen Gründung die Apotheker maßgeblich beteiligt waren. Seit 2002 wird mit dem Apothekergarten der Leipziger Universität hier eine Tradionslinie geschlossen.

Mit Johann Christian Schamberger (1667–1706) trat nochmals eine schillernde Persönlichkeit als Salomon-Apotheker auf. Schamberger war vielseitiger Gelehrter, Professor für Anatomie und Chirurgie und Rektor der Universität. Besonderes Verdienst erwarb er sich mit der Gründung eines neuen anatomischen Theaters 1704 im Mittelpaulinum der Universität.

1916 bis zur Verstaatlichung 1956 wurde die Apotheke von den Fami­lien Lauenstein und Haltenhoff geführt. Karl Lauenstein war ein tat­kräftiger und zielbewusster Mann, der die Zeichen der Zeit verstand und die Apotheke zu höchste Blüte brachte. Durch ihn erfuhren die Apotheke und das Haus einen durchgreifenden inneren Ausbau bei Beibehaltung der alten Fassade. Die Ausstattung des altertümlichen gewölbten Ladens, des praktischen Laboratoriums und der großen Magazine, die sich über mehrere Etagen erstreckten, galt als mus­terhaft.


Die Salomo-Apotheke wurde 1943 zerstört, als Notapotheke am Peterskirchhof 7 neu errichtet und 1983 geschlossen.

Am Erker des Hauses thront in goldener Pracht, hoch über dem pulsierenden Verkehr der Großstadt das Standbild des Schutzpatrons, der König Salomo. (Karl Lauenstein in einer Werbeschrift für die Apotheke 1917)

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Die Figur des König Salomo ist im Sächsischen Apotehkenmuseum als Leihgabe des Stadtgeschtlichen Museums Leipzig zu bestaunen.

Die Löwen-Apotheke zur Einweihung des damals hochmodernen Pharmazeutischen Zentrums  in der Grimmaischen Straße 1983.